Museum Schwab Biel: Das archäologische Fenster der Region

Titel
Das archäologische Fenster der Region.


Herausgeber
Museum Schwab Biel
Erschienen
Biel 2004: Museum Schwab
Anzahl Seiten
177 S.
Preis
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Sabine Bolliger Schreyer

Zum neu gestalteten Museum Schwab in Biel ist in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern ein Museumsführer in deutscher und französischer Version erschienen. Das Layout lehnt sich eng an das Ausstellungskonzept an. Die gut durchdachte Didaktik und eine Signaletik mittels Piktogrammen waren bereits bei Sonderausstellungen vor dem Umbau eine Spezialität des Museums. Das einzige reine Archäologiemuseum des Kantons Bern zählt sowohl alte Sammlungen als auch neuere Funde zu seinen Beständen, die in der Dauerausstellung nun als «archäologisches Fenster der Region» der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Die Drei-Seen-Region gilt als eine der wichtigsten archäologischen Landschaften der Schweiz. Durch die erste Juragewässerkorrektion kamen Überreste von Pfahlbausiedlungen zum Vorschein. Diese bewegten die Pioniere der Archäologie – namentlich Oberst Friedrich Schwab – dazu, Sammlungen anzulegen. Aber auch aktuelle Grabungen fördern immer wieder neue Funde zu Tage.

Verschiedene fachlich ausgewiesene Autorinnen und Autoren führen in einzelnen Kapiteln durch die Epochen der Ur- und Frühgeschichte. Es wurde eine Gliederung in drei Themenbereiche angestrebt: Geschichte und Aktualität; Leben und Überleben; Gräber und Riten. Im Kapitel zur Forschungsgeschichte werden die ersten Grabungen in der Region vorgestellt. 1937/38 leitete das Museum Schwab mit dem Freiwilligen archäologischen Arbeitsdienst der Stadt Biel zwei Ausgrabungen. Es handelte sich um die Pfahlbausiedlung Lüscherz-Fluhstation und um den römischen Fundort Petinesca bei Studen. Eine für die moderne Forschung bahnbrechende Grabung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern fand in den 1970er-Jahren in Twann statt. Dies war die erste Grossgrabung einer Feuchtbodensiedlung in der Schweiz.

Steinwerkzeuge altsteinzeitlicher Jäger bilden die ältesten Zeugnisse menschlicher Anwesenheit in der Bieler Gegend. Damals lebte der Mensch als Jäger und Sammler. Diese Lebensweise änderte sich in der Jungsteinzeit ab 6000 vor Christus. Sesshaftigkeit, Ackerbau und Viehzucht wurden zu den wichtigsten Grundlagen des Lebens. Am Bielersee konnten anhand organischer Reste die Umwelt und die Ernährungsgewohnheiten dieser ersten Bauern rekonstruiert werden. Aus Twann stammt sogar das älteste ganz erhaltene Brot Europas!

Auf die Jungsteinzeit folgte um 2200 vor Christus die Bronzezeit. Ein ausführliches Kapitel ist der Bronze als namengebendem Werkstoff gewidmet. Der Übergang zur Eisenzeit markierte eine Klimaverschlechterung. Durch erhöhte Niederschläge wurden die Seebecken der Juragewässer überflutet. Die Siedlungen mussten aufgegeben werden. Auf den Moränenhügeln zwischen dem Bielersee und dem Grossen Moos hat man etliche gut erhaltene Grabhügel der frühen Eisenzeit entdeckt. Die hier Bestatteten wurden mit grossem Prunk für die Reise ins Jenseits ausgerüstet. Im 5. Jahrhundert vor Christus, zu Beginn der Latènezeit, veränderten sich die Bestattungssitten. Die Grabhügel verschwanden. Stattdessen wurden Flachgräber aneinander gereiht. Beibehalten wurde die Sitte, die Verstorbenen samt Schmuck und Waffen zu beerdigen. «Wie im Leben, so im Grab» lautet denn auch der Titel eines Kapitels. Eng mit dem Totenbrauchtum ist die Religion verknüpft. Bei La Tène am Neuenburgersee fand man Überreste eines keltischen Kultplatzes mit grossen Mengen geopferter Waffen.

Von der Anwesenheit der Römer zeugen die Ausgrabungen in Petinesca. Friedhof, Tempel, Siedlungsreste, Befestigungsanlagen, ja selbst der Name (Macrinus) und der Ofen eines Töpfers konnten hier archäologisch erforscht werden. Erläuterungen zur Römerquelle in Biel, einer alten Kultstätte für Apollo Belenus und zum reich ausgestatteten Mausoleum eines römischen Offi ziers, über dem später die Kirche von Mett entstand, leiten zum Frühmittelalter über. Mit dem Kapitel über den Martinsklafter wird die Sicht in die Vergangenheit abgerundet. Mit dieser Publikation liegt ein informativer und übersichtlicher Führer durch das Museum vor.

Zitierweise:
Sabine Bolliger Schreyer: Rezension zu: Das archäologische Fenster der Region, Biel, Museum Schwab, 2004, 177 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 62f.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 62f.

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